Nach sechs Jahren Depression liegen nahezu alle Hoffnungen auf einer Ankurbelung des Tourismusgeschäfts, um die heimische Wirtschaft aus dem größten Schlamassel zu befreien und der Athener Regierung wieder höhere Staatseinnahmen zu bescheren. Doch vom Tourismus allein lässt sich nicht leben, vor allem dann nicht, wenn immer mehr international aktive Konzerne sich aus Griechenland zurückziehen. Eine derartige Ankündigung erfolgte gestern auch ausgerechnet seitens des amerikanischen Hotelriesen Marriott.

In Griechenland ruhen alle Hoffnungen auf einer Ankurbelung des Tourismusgeschäfts, um die Wirtschaft des am Boden liegenden Landes wieder in Tritt zu bekommen. Doch gestern kündigte der amerikanische Hotelriese Marriott Int. an, seine Beherbergungsaktivitäten in der Hauptstadt Athen nach 30 Jahren komplett einzustellen. Der Betrieb des in der Syngrou Avenue im Herzen Athens situierten Luxushotels werde nach Auslaufen des bestehenden Mietvertrags am 31. Dezember aufgegeben.

Marriott Int. ist nicht der erste international aktive Konzern, der sich in den letzten Monaten und Jahren aus Griechenland zurückzog. Nach sechs Jahren schwerer Rezession in Folge ist es dem Land bis heute nicht gelungen, sein Haushaltsdefizit ins Reine zu bringen und wieder Überschüsse zu produzieren. Dieses Unvermögen hat mit dazu beigetragen, dass eine wachsende Anzahl von Auslandsinvestoren dem südosteuropäischen Staat den Rücken kehrte.

Auch eilig verabschiedete Privatisierungsgesetze haben in den vergangenen Jahren nicht – wie allseits erhofft – dazu beigetragen, die Staatskassen zu füllen. Zu den Konzernen, die Griechenland zuletzt den Rücken kehrten, gehören unter anderem auch die beiden französischen Großbanken Credit Agricole und Societe Generale, die Supermarktkette Carrefour sowie der Süßwarenhersteller Fage.

Schon im vergangenen Jahr zog sich Coca Colas weltweit größter Flaschenabfüller aus Griechenland zurück, um in die Schweiz umzusiedeln. Natürlich wirken sich derartige Maßnahmen oftmals desaströs auf die vor Ort ansässigen Zulieferer und deren Mitarbeiter aus. Gestern zogen Griechenlands Gewerkschaften an einem Strang, um das Land mittels eines Generalstreiks abermals lahmzulegen.

Natürlich geht es in den Großprotesten im ganzen Land vor allem darum, die durch die Troika aufoktroyierten Sparmaßnahmen zu beenden. Doch was scheren die griechische Regierung und die Troika schon die Anliegen, Nöte und Sorgen der Bürger. Nachdem die Schulden der Griechen durch europäische Institutionen und internationale, staatliche Kreditgeber gänzlich garantiert wurden, blüht längst wieder die Spekulation an den heimischen Kapitalmärkten.

Wen wundert das, wenn internationale Spekulanten praktisch per Freifahrtschein nahezu risikolos mit geliehenem Geld an Griechenlands Aktien- und Bondmärkten aktiv werden können?! Währenddessen ist die ökonomische Lage schon längst zu einem Altraum für Rentner, Arbeitnehmer und vor allem Arbeitslose geworden.

Im Zuge des gestrigen Generalstreiks herrschte die Meinung vor, dass die eigene Regierung und die Troika das Land systematisch zerstörten. Ja, warum auch nicht, wenn es doch in ganz Europa offensichtlich nur darum zu gehen scheint, Bankenbondhalter und andere Investoren in Bredouille auf Kosten ganzer Staatsbevölkerungen aus ihrer selbst eingebrockten Malaise herauszukaufen?!

Die Gewerkschaften befürchten, dass die Athener Regierung ihre Bereitschaft zu einer Verabschiedung von noch mehr Sparkürzungen zeigen wird, falls die Troika Forderungen solcher Art aufstellen sollte. Sollten sich die Privatisierungsbestrebungen der Regierung irgendwann einmal materialisieren, herrscht selbstverständlich auch die Furcht vor einem anhaltenden Arbeitsplatzabbau vor.

Schon jetzt hat die nationale Arbeitslosenquote Rekordwerte von 27,6% erreicht, während internationale Kreditgeber eine Gesamtsumme von $315,2 Milliarden an ausstehenden Krediten garantiert haben. Jüngst veröffentlichte Daten des Statistikamts Elstat zeigen, dass die Griechen einen durchschnittlichen Wohlstandsverlust von etwa 40% in den letzten fünf Jahren erlitten haben. Gleichzeitig haben die verabschiedeten Sparmaßnahmen nicht zu dem durch die Regierung versprochenen Wachstum geführt.

Resultat ist, dass der Frust unter der Bevölkerung stetig wächst. Trotz aller Rettungsversuche in den vergangenen drei Jahren sowie einem erzwungenen Schuldenschnitt unter privaten Gläubigern liegt das staatliche Verschuldungsniveau immer noch bei 160% des BIPs. Schon in 2014 könnte es zu einem dritten Bailout des Landes durch die Troika kommen.

Anstatt die Gläubiger und Bondhalter endlich in Form eines Staatsbankrotts bluten zu lassen, wird schlechtem Geld stets noch gutes hinterhergeworfen. Die auf diese Weise erzeugte Fehlallokation von Kapital kennt eigentlich schon keine Grenzen mehr. Doch das ist den Bürokraten und Technokraten rund um den Globus schnuppe, solange es nur darum geht, das Ponzi-System an den Finanzmärkten so lange wie möglich aufrechtzuerhalten und ein Papiergeldsystem zu retten, das nicht mehr zu retten ist.

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